Schmerzen in der Schulter, die mit jeder Bewegung zunehmen, können ein Hinweis auf eine Kalkschulter sein. Bei etwa jedem Zehnte zeigen sich Kalkablagerungen in einer Schultersehne, die Hälfte der Betroffenen leidet unter den daraus resultierenden Beschwerden der Kalkschulter in Bewegung oder Ruhe.
Da die Ursachen sehr verschiedenen sein können, ist eine ärztliche Abklärung nicht nur ratsam, sondern unerlässlich. Treten bei Ihnen Schulterschmerzen auf, sollten Sie nicht zögern, unseren Facharzt für Orthopädie aufzusuchen, um mit frühzeitigen Therapiemöglichkeiten die Beschwerden dauerhaft zu lindern.
Was ist eine Kalkschulter?
Kommt es zu einer Verkalkung der Schulter (Tendinosis calcarea), zeigen sich in den Schultersehnen Kalkablagerungen. Betroffen ist vor allem der Supraspinatussehne, die den Oberarmkopf wie eine Manschette umschließt und zu den vier Sehnen der Rotatorenmanschette gehört, welche unter anderem für die Drehung des Armes verantwortlich sind. Alle vier Sehnen sorgen für eine Stabilisierung des Gelenks.
In der Frühphase zeigen sich meist noch keine Beschwerden. Je weiter die Verkalkung allerdings fortschreitet, umso mehr kommt es bei der Kalkschulter in Bewegung oder Ruhe zu Schmerzen aufgrund von Entzündungen in der Schulter. Schreitet die Erkrankung weiter fort, kann die Kalkschulter Schmerzen bis in den Finger verursachen. Charakteristisch für das Krankheitsbild sind außerdem Schmerzen in der Nacht bei ruhigem Liegen.
Krankheitsverlauf bei Kalkschulter
Eine Kalkschulter-Erkrankung verläuft typischerweise in vier Phasen, der Kalk löst sich mitunter auch von selbst auf. So ist der Ausgangs- als auch Endpunkt der Erkrankung immer die gesunde Sehne.
Phase 1: Präkalzifikation
Eine mangelnde Sauerstoffversorgung (z. B. aufgrund von Durchblutungsstörungen oder Druckerhöhung) sorgt für eine Umwandlung von Sehnen- in Knorpelzellen. In der Orthopädie wird dieser Vorgang als chondroide Metaplasie beschrieben. Von den Knorpelzellen werden vermehrt Proteoglykane (Hauptbestandteil in Knorpeln), es bilden sich Knorpelnester in der Sehne.
Phase 2: Kalzifikaton
In der Phase der Kalzifikation kommt es zu Kalkeinlagerungen in die Sehne. Die Knorpelzellen lagern nun Kalziumsalz um sich herum an, die noch vorhandenen Fasern verschmelzen miteinander und es bildet sich ein kreideähnlicher, krümeliger Kalkherd. Im Anschluss folgt eine Ruhephase, die Erkrankung schreitet nicht weiter voran. Je nach Größe des Kalkherdes zeigen sich in dieser Phase aber Einschränkungen in der Bewegung des Schultergelenks sowie gelegentlich Schmerzen. Nach der Ruhephase kommt es zur Resorption, in den Kalkherd wachsen aus bislang ungeklärten Gründen Blutgefäße und Nervenfasern ein. Dadurch „wandern“ Makrophagen in den Kalkherd und verflüssigen diesen, was zu einer Vergrößerung führt. Der Druck steigt und sorgt für eine Reizung der Schmerzfasern. Nun kann die Kalkschulter Schmerzen bis in den Finger verursachen. Erhöht sich der Druck weiter, kann der Kalkherd aufplatzen, der flüssige Kalk ergießt sich über dem Schleimbeutel, was eine massive Entzündung und damit starke Schmerzen verursacht.
Phase 3: Postkalzifikation
Die Postkalzifikationsphase wird auch als Heilungsphase bezeichnet. Fibroblasten (Bindegewebszellen) wandern jetzt über die Blutgefäße in den defekten Bereich und bilden ein kollagenes Bindegewebe zur Verschließung des Defekts an der Sehne. Nach und nach wird das Kollagen zu intaktem Sehnengewebe umgebaut.
Phase 4: Gesunde Sehne
Der Ausgangspunkt der Erkrankung ist auch der Endpunkt. Wurde die Sehne umgebaut, gilt sie als gesund.
Ursachen für eine Verkalkung der Schulter
Bislang ist noch nicht vollständig geklärt, wie es zu einer Schulterverkalkung kommt. Im Anfangsstadium – also noch vor der Verkalkung – bildet sich vermehrt Faserknorpelgewebe. Im zweiten Stadium lagern sich an diesen Stellen Kalziumsalze an, die zu Ablagerungen mit kreideähnlicher Konsistenz führen. In der Folge verflüssigen sich diese Ablagerungen und nehmen eine Konsistenz an, die Zahnpasta ähnelt. Nun wird das körpereigene Immunsystem aktiv und die Kalkdepots werden von Makrophagen (Fresszellen) aufgenommen. Das Volumen vermehrt sich, der Druck nimmt zu und die Schmerzen verstärken sich.
Bekannt ist, dass es sich bei einer Verkalkung der Schulter nicht um eine degenerative Erkrankung oder eine typische Alterserscheinung handelt. Sie zeigt sich meist schon zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr
Wenngleich die Entstehung einer Schulterverkalkung noch nicht zu 100 Prozent geklärt ist, gibt es in der Orthopädie natürlich Vermutungen. So gilt eine schlechte Durchblutung und der daraus resultierende Sauerstoffmangel als möglicher Risikofaktor für die Verkalkung. Als Ursache kommt weiterhin eine Druckerhöhung im betroffenen Bereich in Frage, Verletzungen werden allerdings nicht als Ursache vermutet.
Das Schultergelenk ist im Normalfall sehr beweglich. Deshalb ist es auch für Verschleiß anfällig. Durchblutungsstörungen können bei Kalkschulter durch Ruhe oder Bewegung und auch unregelmäßige Beanspruchung entstehen.
Bestimmte Personengruppen gelten als besonders gefährdet, wenn es um eine Verkalkung der Schulter geht. Wer häufig Überkopfarbeiten ausführt, muss mit einer Schulterverkalkung rechnen. Auch bestimmte Sportarten begünstigen das Problem. So ist eine Kalkschulter durch Schwimmen keine Seltenheit. Ein erhöhtes Risiko besteht auch bei Diabetes-Patienten, die dauerhaft eine Insulintherapie benötigen.
Behandlung einer Kalkschulter
Unter Umständen klingen die Beschwerden einer Schulterverkalkung nach einigen Monaten auch ohne invasive Therapie wieder ab. Dennoch ist eine Behandlung der Beschwerden wichtig, denn die Schmerzen können im Alltag zu teils massiven Beeinträchtigungen führen. Mediziner raten von Sport und gymnastischen Übungen ab, bei Kalkschulter ist Schwimmen ebenfalls tabu. Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente helfen, die Schmerzen zu verringern.
Kalkschulter mit Stoßwellentherapie behandeln
Ist die Behandlung mit Schmerzmitteln nicht erfolgreich, kann bei Kalkschulter eine Stoßwellentherapie hilfreich sein. Mittels starkem Druckimpuls wird der Körper zu einer besseren Durchblutung und Bildung neuer Blutgefäße animiert. Das Kalkdepot löst sich auf, der Spannungsdruck und auch die Schmerzen gehen zurück. Im Abstand von je einer Woche wird die Stoßwellentherapie zwei bis drei Mal durchgeführt. Aufgrund der Schmerzen, die diese Therapie verursacht, erfolgt eine Sedoanalgesie oder zumindest die Gabe von Schmerzmitteln.
Kalkschulter Operation – Wann ist sie notwendig?
Zeigt sich nach drei bis sechs Wochen keine Besserung der Beschwerden, wird eine Kalkschulter Operation in Erwägung gezogen. Notwendig ist dieser aber bei wenigen Betroffenen. Es handelt sich um einen minimal-invasiven Eingriff, der meist ambulant unter lokaler Betäubung durchgeführt wird.
Lässt sich einer Verkalkung vorbeugen?
Da eine mangelnde Durchblutung des Gewebes die Entstehung der Schulterverkalkung zu begünstigen scheint, können zur Vorbeugung verschiedene Übungen hilfreich sein. Dazu können Sie beispielsweise eine volle Wasserflasche in die Hand nehmen und den Arm hängen und gleichmäßig nach vorn und hinten pendeln lassen. Auch Dehnübungen können sinnvoll sein. Vor Ablagerungen kann außerdem eine magnesiumreiche Ernährung schützen.
Unsere Experten
Fabian Baumann
Orthopädie
Schwerpunkt Schulter und Knie
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Orthopaedics
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Dr. med.
Lars Dieckmann
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