Die Gelenksprengung der Schulter, auch als Schultereckgelenksprengung oder Schultereckgelenksverrenkung bezeichnet, ist ein traumatisch bedingter Gelenkschaden zwischen Schulterblatt und Schlüsselbein. Das dort befindliche, nur wenig bewegliche Gelenk wird in der Fachsprache als Akromioklavikulargelenk (AC-Gelenk) bezeichnet.
Je nach Schweregrad können die beteiligten Bänder des Schultereckgelenkes sowie seine Gelenkkapsel überdehnt werden, an- oder komplett durchreißen.
Das Schultereckgelenk
Gelenke befinden sich überall dort, wo zwei Knochen miteinander in Kontakt treten. Sie müssen nicht zwangsläufig beweglich sein. Um ein Verrutschen oder Ausrenken (Luxieren) des Gelenkes zu vermeiden, verleihen ihm der umgebende Kapsel- / Bandapparat und die Muskulatur Stabilität.
Das Schultereckgelenk verbindet das Akromion, welches das obere Ende des Schulterblattes bezeichnet, mit dem äußeren Ende der Klavikula (des Schlüsselbeins). Es wird von einer bindegewebigen Gelenkkapsel umgeben.
Um das Gelenk zu stabilisieren, spielen mehrere Bänder eine wichtige Rolle: Der akromioklavikulare Bandapparat stabilisiert das Gelenk horizontal, der korakoklavikulare Bandapparat vertikal. Bei den korakoklavikularen Bändern handelt es sich um das vordere Ligamentum trapezoideum und das hintere Ligamentum conoideum.
Der Musculus deltoideus ist ein dreieckiger Muskel, der das Schultergelenk bedeckt und stabilisiert, indem er den Oberarmkopf in die Gelenkpfanne des Schulterblattes drückt.
Ursachen für eine Schultergelenksprengung
Eine Gelenksprengung im Schulterbereich entsteht durch eine traumatische Krafteinwirkung von vorne aufs Schultereckgelenk. Der Auslöser kann zum Beispiel ein Sturz auf den ausgestreckten Arm oder ein Zusammenprall sein.
Je nach Ausmaß der Gewalteinwirkung kann es zu einer Luxation des Akromioklavikulargelenks kommen; das bedeutet, die miteinander in Kontakt stehenden Knochenenden verschieben sich gegeneinander und verbleiben in einer unnatürlichen Position.
Die Bänder, welche das Gelenk stabilisieren, werden durch die Ausrenkung überdehnt und können komplett oder teilweise reißen.
Einteilung
In der Orthopädie wird die Gelenksprengung im Schulterbereich in verschiedene Stadien eingeteilt. Die Einteilung nach Rockwood erlaubt eine genaue Definition des Verletzungsausmaßes:
- Rockwood I: Es liegt eine Zerrung des Kapsel-Band-Apparates vor, eventuell mit Einrissen. Die Stabilität des Gelenkes ist nicht beeinträchtigt.
- Rockwood II: Es liegen eine Zerrung der korakoklavikularen Bänder und teilweise Zerreißungen des Kapsel-/ Bandapparates vor.
- Rockwood III: Es liegt eine Zerreißung des kompletten Kapsel- / Bandapparates vor, das heißt der akromioklavikularen und der korakoklavikularen Bänder.
- Rockwood IV: Es liegen ein Abriss des Deltoideus-Muskels vom Schlüsselbein und eine anteilige Ablösung seiner Faszie vor. Das Schlüsselbein ist dadurch nach hinten verschoben.
- Rockwood V: Die Faszie des Deltoideusmuskels ist komplett zerrissen, wodurch das seitliche Schlüsselbeinende deutlich nach oben steht. Das Gelenk zeigt sich dementsprechend instabil.
- Rockwood VI: Es liegt eine Verrenkung des Schlüsselbeins unter das Korakoid oder Akromion vor. Häufig sind neben der Gelenksprengung weitere schwerwiegende Verletzungen wie Rippen- und Schlüsselbeinbrüche vorhanden.
Symptome einer Schultergelenksprengung
Bei einer Schultereckgelenksprengung sind Symptome wie mittel- bis hochgradige Schmerzen, die in den kompletten Arm ausstrahlen können, eine Bewegungsunfähigkeit und Schwellungen der entsprechenden Schulter typisch.
Auch kann die Schultereckgelenksprengung Symptome wie ein sichtbar verschobenes Schlüsselbein und eine veränderte Schulterform auslösen.
Diagnostik
Ein luxiertes Schlüsselbein ist meistens schon äußerlich erkennbar.
Mit Hilfe von Röntgenbildern kann ein Facharzt der Orthopädie die Position und den Winkel der Knochen zueinander sowie die Breite des Gelenkspaltes feststellen. Auf diese Weise kann die Gelenksprengung (mit Ausnahme des Rockwood-I-Stadiums, welches auf Röntgenbildern nicht eindeutig erkennbar ist) sicher nachgewiesen und in ihrem Ausmaß beurteilt werden.
Auch andere bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspintomographie), Computertomographie (CT) und Ultraschall kommen gelegentlich zum Einsatz.
Das sogenannte Klaviertastenphänomen beschreibt ein auf Druck federndes Schlüsselbein.
Therapie
Operative Therapie
Keinesfalls darf eine Schultereckgelenksprengung unbehandelt bleiben. Die Therapie richtet sich nach der Art und dem Ausmaß der entstandenen Schäden.
Insbesondere zur Therapie eines Rockwood-Stadiums IV, V oder VI ist meist eine Operation notwendig. Um zu beurteilen, welcher Eingriff in Ihrem Fall optimal ist, wenden Sie sich vertrauensvoll an unsere Fachärzte der Orthopädie in Berlin. Der Spezialist wird Sie nach einem ausführlichen Gespräch und einer Untersuchung Ihrer Schulter über die verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten aufklären. Besuchen Sie unsere Gelenksprechstunde der Orthopädie Berlin!
Chirurgische Eingriffe umfassen beispielsweise das Vernähen gerissener Bänder und die Stabilisierung verletzter Knochenstrukturen. Nach Möglichkeit kommen minimalinvasive Operationsmethoden zum Einsatz: Bei frühzeitiger Behandlung ist beispielsweise eine Fadenankerstabilisierung möglich. Die Gewebeschädigung beschränkt sich dabei auf einen 3 cm langen Schnitt längs am äußeren Schlüsselbein. Durch eine spezielle Fadenführung wird eine dauerhafte Stabilisierung des Gelenks erreicht.
Ist eine minimalinvasive Behandlung nicht möglich, kommen zur Stabilisierung der AC Gelenksprengung eine Hakenplatte, Drähte oder Schrauben zur Anwendung.
Werden zur Behandlung der AC Gelenksprengung eine Hakenplatte oder anderweitige Implantate eingesetzt, müssen diese nach etwa drei Monaten wieder entfernt werden.
Besuchen Sie unsere Gelenksprechstunde, um sich ausführlich beraten zu lassen.
Nachbehandlung
Sowohl bei einer konservativen Therapie als auch nach einem chirurgischen Eingriff ist eine professionelle Physiotherapie von großer Bedeutung. Der Physiotherapeut führt nach einer AC Gelenksprengung Übungen mit Ihnen durch, welche die Beweglichkeit der Schulter wiederherstellen, die Muskulatur kräftigen und ihr somit wieder Stabilität zu verleihen.
Um den Heilungsverlauf bestmöglich zu unterstützen, müssen nach einer AC Gelenksprengung Übungen durchgeführt werden, die genau an Ihr individuelles Krankheitsbild angepasst sind.
Heilungsverlauf
Die Genesungsdauer der Schultergelenksprengung und wie lange Sie arbeitsunfähig bleiben, hängt von Ihrer beruflichen Tätigkeit und von Ihrem Verletzungsstadium ab.
Bei einer konservativen Therapie sind eine Ruhigstellung der Schulter sowie der Verzicht auf Sportarten, welche die Schultern oder Arme in Anspruch nehmen, für 6-8 Wochen notwendig.
Nach einem chirurgischen Eingriff erhalten Sie ebenfalls einen Schulterverband. Der stationäre Aufenthalt beträgt wenige Tage. Bewegungen über Schulterhöhe sollten Sie bis zur Entfernung der Implantate vermeiden, Sport ist nach frühestens drei Monaten wieder möglich.
Die Einnahme von Schmerzmedikamenten ist im Regelfall nur während der ersten Tage notwendig.
Wir beraten Sie ausführlich zum Ausmaß Ihrer Schultergelenksprengung und wie lange Sie arbeitsunfähig sein werden.
Bleibt eine Schultereckgelenksprengung unbehandelt, drohen neuerliche Luxationen und Langzeitschäden wie beispielsweise Arthrosen.
Unsere Experten
Fabian Baumann
Orthopädie
Schwerpunkt Schulter und Knie
Fabian Baumann
Orthopaedics
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Orthopaedics
Dr. med.
Lars Dieckmann
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